Smarboo: Wie haben Sie zum Mentalismus gefunden?
Lars Ruth: Als Teenager habe ich ein Buch darüber gelesen und es ziemlich schnell ausprobiert. Ich konnte immer schon recht schnell eine empathische Beziehung zu meinem Gegenüber aufbauen. Man kann Kommunikation immer an dem messen, was zurückkommt. Wenn man das weiß, geht man anders auf die Menschen zu und lässt sich anders auf sie ein. Das habe ich mit den Jahren ausgearbeitet und verfeinert. Darüberhinaus habe mich schon immer für Magie und alles übernatürliche interessiert. Als Kind hatte ich wie die meisten anderen Kinder natürlich auch einen Zauberkasten. Aber mir waren die ganzen Kartentricks und diese mit Tüchern und Seilen irgendwann nicht mehr spektakulär genug. Ich wollte nicht einfach nur mein Umfeld mit Zaubertricks verblüffen, sondern wollte tiefer gehen. Ich wollte echt sein. Also konzentrierte ich mich von nun auf den Mentalismus. Ich habe dann auch schnell herausgefunden, dass es die Menschen viel mehr fasziniert, wenn man ihnen sagt an was sie gerade denken, als wenn man ihnen sagt, welche Karte sie gerade eben gezogen haben.
Smarboo: Können Sie wirklich Gedanken lesen?
Lars Ruth: Nicht so wie Sie gerade denken, dass Gedankenlesen funktioniert – aber JA.
Smarboo: Gibt es ein Zitat, das Sie geprägt hat?
Lars Ruth: „Tue es, oder tue es nicht. Es gibt kein Versuchen.“
Smarboo: Haben Sie Tipps für angehende Seher und Mentalisten?
Lars Ruth: Es ist wichtig, dass man sich zuerst intensiv mit den Grundlagen vertraut macht. Es gibt hierzu zwei Standardwerke in englischer Sprache, die vieles abdecken. Man kann diese nicht einfach so im Buchhandel bestellen, aber wer wirkliches Interesse an der Mentalkunst hat, der wird früher oder später darüber stolpern. Außerdem sollte jeder angehende Mentalist einen Mentor haben. Darüberhinaus ist es nicht ausreichend ein paar Techniken zu beherrschen, es kommt genauso stark, wenn nicht sogar noch viel stärker auf die eigene Empathie und auf die Präsentation an. Sich zu wenige Gedanken darüber zu machen, wie man auf sein Publikum wirkt und was man eigentlich transportieren möchte ist fatal. Das ist der größte Fehler, den viele junge Kollegen machen.
Smarboo: Was war für Sie das bisherige Highlight Ihrer Karriere?
Lars Ruth: Ich kann gar nicht sagen, dass es ein großes Highlight gibt, was sich von anderen Dingen abhebt. Wenn die Menschen nach der Show zu mir kommen, und ich Ihnen zu einem schönen Abend verholfen habe, oder ich sie durch meine Präsentation emotional berührt habe, wenn ich Personen aus dem Publikum dazu gebracht habe, dass sie selber ein kleines Wunder vollbringen konnten, dann bin ich glücklich.
„Ich wollte nicht einfach nur mein Umfeld mit Zaubertricks verblüffen, sondern wollte tiefer gehen. Ich wollte echt sein.“
Smarboo: Für welche Veranstaltungen werden Sie bevorzugt gebucht?
Lars Ruth: Da gibt es eine ganze Bandbreite. Ich trete bei Firmenevents in unterschiedlichsten Unternehmen auf, seien es Weltkonzerne oder kleine Familienunternehmen. Ich trete öffentlich an Theatern und auf Kleinkunstbühnen auf, ich werde für Messen gebucht oder für die Familienfeier. Oft trete ich auch in Restaurants auf, die Ihren Gästen eine Alternative, z.B. zu einem Krimidinner anbieten möchten. Ich stelle grundsätzlich für jeden Kunden ein individuelles Programm zusammen, das seinen Bedürfnissen entspricht.
Smarboo: Wieso sollte ein Veranstalter sich für Sie entscheiden? Was ist das besondere an Ihrer Show?
Lars Ruth: Das besondere an meiner Show ist, dass ich Menschen aus dem Publikum miteinbeziehe. Allerdings auf gar keinen Fall in der Form wie man es von drittklassigen Hypnoseshows in Discotheken kennt, wo einzelne Zuschauer dann vor einem gröhlenden Publikum der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Meine oberste Prämisse ist, dass die Menschen sich mit mir zusammen auf der Bühne wohlfühlen und dass sie etwas Besonderes erleben und das Gefühl haben Teil eines kleinen Wunders zu sein.
Smarboo: Glauben Sie, dass es zu Konflikten zwischen Veranstalter und Künstlern kommen kann? Wenn ja warum?
Lars Ruth: Vor Konflikten ist sicher niemand gefeit. Deswegen lege ich großen Wert auf eine gute Planung eines Auftrittes. Es ist wichtig, alles im Vorfeld abzusprechen und sich an Vereinbarungen zu halten, das gilt sowohl für den Künstler, als auch für den Veranstalter. Bisher hat es in meiner Künstlerlaufbahn kaum ernsthafte Konflikte gegeben. Das liegt aber wie ich denke daran, dass ich im Vorfeld meine Darbietungen immer zusammen mit dem Veranstalter gut organisiere und falls es vor einem Auftritt, zum Beispiel bei einem Firmenevent zu unvorhergesehen Verzögerungen oder Planänderungen kommt ich einen kühlen Kopf bewahre.
Smarboo: Lassen Sie sich im Allgemeinen auf Verhandlungen ein?
Lars Ruth: Man kann über alles sprechen, in den meisten Fällen kommt man dann auf einen gemeinsamen Nenner. Selten lehne ich Auftritte auch schon mal im Vorfeld ab. Wenn ich gebeten werde um 23:00 Uhr bei einem Oktoberfest direkt nach „Komm hol das Lasso raus!“ und 4 Mass Bier pro Person eine Mentalshow zu machen, dann bin ich nicht der richtige Ansprechpartner. Für Veranstalter, die Ihren Gästen jedoch etwas besonderes, nicht alltägliches bieten wollen hingegen schon.
Smarboo: Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?
Lars Ruth: Das klingt ja, als wäre ich bei einem Bewerbungsgespräch… Wenn ich in 5 Jahren immer noch Menschen fasziniere, zusammen mit ihnen Wunder vollbringe und Freude dabei empfinde, will ich gar nicht irgendwo anders sein. Zur Zeit stecke ich außer in meine Auftritte noch Energien in meine Hypnosepraxis, vielleicht werde ich mich dort in 5 Jahren dann genauso oft wie auf der Bühne aufhalten.
An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal recht herzlich beiLars Ruth für das Interview bedanken.
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